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Nachdem mein achtmonatiger Aufenthalt inzwischen zu Ende ist, ein kleiner Rückblick auf indonesische Kuriositäten während ich gerade in Hong-Kong Urlaub mache und meiner nächsten Aufgabe in Nanjing (China) entgegenblicke. Heute geht es um Berufe wie man sie teilweise nur in Indonesien finden kann:

  • Reifenstreicher: Hab ich nur ein oder zweimal gesehen. Der gute Herr war damit beschäftigt Autoreifen schwarz anzustreichen damit diese neuer und schöner aussehen.
  • Mobiles Suppenversorgungskommando: Manchmal hat man das Gefühl halb Indonesien arbeitet auf diesem Sektor. Alles was man braucht: Einen Gaskocher, ein Töpfchen, Eine Hand voll Zutaten und schon kann man jederzeit und überall die Kundschaft mit frischer Nudelsuppe beliefern. Mal wird die Miniküche als Karren herumgeschoben und mal an ein Bambustragegestell gehängt und auf der Schulter getragen. Machen durch ständiges Schreien und Klopfen auf sich aufmerksam.
  • Parkeinweiser: So sinnvoll wie eine Ampel in der Sahara. Hält Autos an die auch ohne ihn anhalten würden, wenn überhaupt Autos in der Nähe sind, damit man aus der Parklücke oder abbiegen kann. Wieder eine indonesische Eigenart bei der man Millionen Menschen mit sinnlosen Tätigkeiten über Wasser hält. Teilweise übernehmen diese Herren (und auch Kinder) schon mal die Verkehrsregelung an kleineren Kreuzungen. Oft mit nerviger Trillerpfeife bewaffnet.
  • Kreuzungsverkäufer: Ausgerüstet mit Nüssen, Tröten, Landkarten oder Getränken wartet diese Gruppe an den Ampeln um wartende Autofahrer zwangsbeglücken zu können. In der Regel findet man bei den Verkäufern einer Kreuzung zu 90% die gleiche Ware. An der einen Kreuzung werden fast nur Landkarten verkauft, an einer anderen Scherztröten. Ich habe noch nie gesehen, dass jemand etwas von diesen Leuten gekauft hat. Und ich habe diese Leute wirklich lange beobachtet. Zu diesen zähle ich übrigens auch Staubwedler, die kurz über die Motorhaube wedeln um sich dann ans Fenster stellen, mitleidig dreinblicken um dann ein wenig Geld zu bekommen. Nervig wie die Stechmücken.
  • Stadtmusikant: Gerade beliebt unter jüngeren Vagabunden. Ausgerüstet mit Ukulele, Gitarre, Tamburin oder nur mit Klatschen. Ziehen entweder von Restaurant zu Restaurant oder teilen sich die Kreuzung mit den Verkäufern. Leider meistens unerträglich, wobei mir in Purwakarta auch schon eine Band begegnet ist die mit einem mobilen Schlagzeug eine tolle Vorstellung geliefert hat die das Geld auch wert war.
  • Regenschirmträger: Tauchen aus dem Nichts auf sobald es zu regnen anfängt. Es handelt sich dabei um Kinder die versuchen ein wenig Geld zu bekommen indem sie z.B. vor einem Supermarkt ihre Kundschaft die 10 Meter vom Auto zum Eingang mit einem Regenschirm begleiten. Auch wenn man mit seinem eigenen Regenschirm aussteigt.
  • Baustellenfahnenschwenker: Reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Steht (oder sitzt) direkt vor der Baustelle und macht den Verkehr mit einem roten Fähnchen darauf aufmerksam, dass das was man da hinter ihm sieht, tatsächlich eine Baustelle und keine Attrappe ist.
  • Moscheespendensammler: Treten immer im Dreierpack auf. Einer sitzt am Straßenrand mit einem Megafon und brabbelt non-stop allerdings meistens unverständlich, da das Megafon bis zum Anschlag aufgedreht ist. Die anderen beiden stehen auf der Straße, blockieren den Verkehr und halten Kescher an die Autos in die man dann seine Spende werfen kann. Mit dem Geld wird dann eine neue Moschee baut, denn eine Moschee alle paar hundert Meter (kein Witz!! sind dafür sehr klein) ist ja immer noch nicht genug.
  • Moscheedachschmied: Stellt fernsehergroße Blechkuppeln für die tausenden sich im Bau befindenden Minimoscheen her. Sehen irgendwie alle gleich aus, vielleicht ist das Design in einem Patent festgeschrieben?

Im Januar wurde mir von ein paar Indonesiern das Angebot gemacht,  sie Mitte Februar auf einen Drei-Tages-Trip zu begleiten. Da die Ziele der ehrfürchtige Bromo-Vulkan (vor dem das Auswärtige Amt noch immer warnt) und der geheimnisvolle Ijen-Krater waren brauchte ich nicht lange zu überlegen. Der Haken: die Ausführung der Reise war indonesisch. Und das geht so:

Samstag:
Eigentlich sollte unser Flug von Jakarta nach Malang um 12:20 Uhr starten. Leider hatte der Flieger eine halbe Stunde Verspätung und so waren wir froh, als wir im Flieger saßen und Richtung Rollfeld fuhren. Nach 10 Metern stoppte der Flieger allerdings plötzlich und es ging wieder zurück zum Gate. Alle aussteigen, hieß es, technische Probleme. Ich hatte beim Fliegen mit indonesischen bilig-Airlines generell ein schlechtes Gefühl, da diese relativ häufig abstürzen und in Europa Landeverbot haben und dann sowas. Beim rausgehen sahen wir dann eine Hand voll ratlose Techniker am Fahrwerk rumstehen von denen aber keiner zum Problem Stellung nehmen wollte. Nach weiterem Warten ging es dann wieder weiter – im selben Flieger. Die Stewardess versicherte mir, dass nur die Kontrollleuchte für den Rauchmelder im Fahrwerk defekt war und so machten wir uns dann mit zwei Stunden Verpätung halbwegs beruhigt auf den Weg nach Malang.

Dort traf dann im Laufe des Tages der Rest der Truppe ein (insgesamt waren wir zu Siebt) und wir brachten unser Gepäck zum Haus einer Mitreisenden. Wie es sich für Indonesier auf Ausflug gehört wurde auf dem Weg dorthin erstmal die Lokale Fleischknödelsuppe (Bakso) probiert. Meine Mitreisenden waren derart davon begeistert als hätten sie gerade ein Kobe-Steak gegessen. Mich hat es allerdings nicht vom Hocker gerissen, jede Brätknödelsuppe hat mehr Geschmack. Nachdem wir unser Gepäck abgeladen hatten und die Indonesier sich eine Weile dem Tratsch hingaben, ging es schon weiter – zum Abendessen in ein Burger Restaurant. Ich bestellte mir einen Riesenburger – wurde allerdings in meinen Erwartungen enttäuscht. Ich bekam einen riesigen nach Toastbrot schmeckenden Semmel, in dem ein Hauch von einem Fleisch lag (ungefähr halb so groß wie der Semmel und doppelt so dick wie eine Scheibe Salami). Dazu gab es einen Tropfen Ketchup, ein Salatblatt und eine Prise Käse. Da der Anteil des Semmels vom Burger ca. 99 % war, hätte man das Gericht besser „süßer weicher Riesensemmel mit zarter Käse-Salat-Fleisch-Note“ genannt. Nach einer weiteren Weile indonesisch-ausgedehntem Tratsch kamen wir schließlich um 0:30 Uhr zurück zum Haus.

Sonntag:
Allerdings war nix mit Schlafen. Abfahrt Richtung Vulkan war auf 1 Uhr nachts angesetzt und ich war recht verwundert, da den Indonesiern Essen und Tratschen offenbar wichtiger waren als gesunder erholsamer Schlaf. So verfrachteten wir unser Gepäck wieder ins Auto wo dann auch schon der Fahrer wartete den die Gruppe angemietet hatte. Sich für solch einen Trip Fahrer nehmen ist für mittelständische Indonesier selbstverständlich, kann man doch dann im Auto schlafen und sich voll und ganz aufs Tratschen konzentrieren. So machten wir uns auf den Weg und ich versuchte ein wenig zu schlafen, was mir aber aufgrund der holprigen Fahrt nicht wirklich gelang.

Um 3:30 Uhr morgens kamen wir dann auf einem Parkplatz am Vulkan an. Es war dunkel, es war windig und es war kalt. Ich hatte mich zwar durch zwei T-Shirts, meinen leichten Mammut-Longsleeve und einen Pulli vorbereitet, allerdings war nichts davon Winddicht. Eine einfache Regenjacke hätte mir vermutlich mehr geholfen. Wir warteten dann bis 4 Uhr auf unseren Jeep und fuhren dann eine schmale dunkle Passstraße den Berg hinauf. Um 4:45 Uhr angekommen, gönnten wir uns erst einmal einen warmen Tee und ich mietete für 80 Cent einen warmen Windschutzmantel von einem klugen Indonesier der sich auf dieses Befürfnis spezialisiert hat.
Von 6:30 h bis 7 Uhr beobachteten wir dann den Sonnenaufgang beim Vulkan. Wobei wir eigentlich auf der Aussichtsplattform des Nachbarbergs waren, der Bromo-Vulkan war aufgrund seiner Aktivität für Touristen derzeit Tabu. Trotzdem war die Aussicht gut und es war auch sehr interessant einem aschespeienden Vulkan bei der Arbeit zuzusehen. Die Asche regnete dann die nächsten Kilometer in Form eines schwarzgrauen Schleiers herunter und auch uns blies der Wind die Aschepartikel frontal ins Gesicht und in die Augen.

Gegen 7.30 Uhr ging es weiter. Wir fuhren 8,5 Stunden Richtung Osten, mit einem kurzen Zwischenstopp mittags zum Essen. Unser nächstes Ziel lag sehr abgelegen in Mitten eines mehreren Quadratkilometer großen Gebiets staatlicher Plantagen (Kaffee, Tee, Gemüse, etc.) und nur wenige Touristen haben die Ortskunde und die Zeit sich in dieses Tal zu wagen. Was aber auch nicht ganz einfach ist, da der Zustand der Straßen teilweise einfach nur erbärmlich ist. Der kleine geteerte Weg war auf mehreren Kilometern teilweiseweggerissen, wir mussten in Schrittgeschwindigkeit über grobsteinigen Untergrund fahren und wurden so eine Stunde lang ordendlich durchgeschüttelt.
Unsere Unterkunft entsprach einem Minus-3-Sterne Hotel war dafür billig und das einzig vorhandene. Am Abend hatte ich doch tatsächlich Zeit ein wenig im mit heißen Vulkanwasser gespeisten Pool zu plantschen bevor ich mich sehr früh ins Bett machte, fehlte mir doch einiges an Schlaf.

Montag:
Pünktlich um 4:30 Uhr ging es wieder aus den Federn um schließlich um 6:15 Uhr am Fuß des Ijen-Kraters zu stehen. Der Ijen ist für seinen Schwefelabbau berühmt der im inneren des Kraters stattfindet. Dazu werden die heißen Schwefeldämpfe über Rohrleitungen geführt, in dessen Inneren dann der Schwefel kondensiert und als dunkelrote Flüssigkeit auf den Boden tropft. Wenn die Schwefelpfütze zu einem knallgelben Klumpen erstarrt ist werden diese zerkleinert und in Bambuskörbe gefüllt. Jeder Arbeiter trägt dann 70-100 Kg Schwefel zuerst mühsam den steilen Krater hinauf, und anschließend geht es dann drei Kilometer ins Tal, wo der Schwefel gewogen, in Säcke gefüllt und verladen wird. Die Arbeiter verdienen pro Monat ca. 200-300 € was in etwa dem Einstiegsgehalt für einen indonesischen Ingenieur entspricht. Aufgrund der schweren körperlichen Arbeit schaffen die meisten Arbeiter maximal zwei Fuhren pro Tag. Dazu kommen noch die beißenden Schwefeldämpfe im Krater, die zu einem Brennen in der Lunge, Atemnot und einem starken Hustenreiz führen.

Nach der Erkenntnis wir gut wir es haben, brachen wir um 14 Uhr wieder auf und kamen um 21 Uhr wieder in Malang an. Sieben Stunden Fahrt quer durch Ost-Java. Selbstverständlich ging es gleich in das nächste Restaurant zum Abendessen. Das Restaurant war recht berühmt für ein Getränk namens STMJ, was die Anfangsbuchstaben für Milch, Ei, Honig und Ingwer auf Indonesisch sind. Genau das warden dort nämlich drin und ich muss sagen es schmeckt eigentlich gar nicht schlecht. Um 23 Uhr waren wir wieder daheim und ich habe mich schon auf eine Portion Schlaf gefreut.

Dienstag:
Von wegen. Um 3.30 Uhr ging es schon wieder raus, denn die (muslimischen) Indonesier wollten unbedingt zur Morgengebetszeit (ca. 4.30 Uhr) eine besonders prächtige Moschee besuchen. Nun ja, ich hatte ja keine Wahl. Die Moschee hat sich allerdings als muslimische Privatschule mit großem Gebetsraum herausgestellt. Der Architekt hätte Friedensreich Hundertwasser sein können, denn das 13-Stöckige Gebäude sah wie ein Sultanspalast aus dem Märchen raus. Mit vielen unsymmetrischen Räumen in grün und blau, Treppen, versteckten Gängen, große Marmorhallen in denen Bäume standen, plätschernde Bäche und Wasserbecken. Bilder gibt es zum Beispiel hier. Der Besuch dieses Plätzchens hat sich trotz aller Strapazen voll gelohnt. Abschließend gab es dann noch eine letzte gemeinsame Mahlzeit bevor sich unsere Wege wieder getrennt haben.

So ging dann ein extrem anstrengender Trip zu Ende. Die meiste gefühlte Zeit im Auto verbracht, kaum Schlaf und den ganzen Tag schnatternde Indonesier um mich herum. Aber all dies habe ich in Kauf genommen um die Vulkane zu sehen. Denn wer weiß ob ich jemals wieder die Gelegenheit dazu haben werde.

P.S.: Da ich momentan sehr viel Englisch schreibe und spreche, merke ich wie mein Deutsch langsam flöten geht. Ich entschuldige mich also abschließend für alle Rechtschreibfehler und grammatikalischen Ungereimtheiten.

Die vergangenen zwei Monate sind wirklich verflogen, was wohl haupsächlich daran lag dass ich an vielen Wochenenden etwas unternommen habe. Nun ja – was hab ich so getrieben:

Mitte Januar war ich für ein Wochenende in Singapur um dort die Hochzeit einer Freundin aus Singapur zu besuchen. Da sie eine hellhäutige Chinesin aus Taiwan ist und er ein dunkelschokoladiger Südinder war diese interkulturelle Hochzeit natürlich besonderes interessant.

Anfang Februar musste durfte ich dann schon wieder nach Singapur um mein abgelaufenes Visum zu erneuern. Da gerade ein Feiertag war (Chinesisches Neujahr) habe ich dann gleich ein verlängertes Wochenende draus gemacht und wieder viele Freunde besucht.

In der darauffolgenden Woche wurde ich dann in eine Schule nach Purwakarta eingeladen. Bei einem ersten Treffen mit dem Konrektor in der Firma stellte er sich meinen Besuch in etwa so vor: Ich komme sechs Tage lang jeden Tag in die Schule, habe pro Tag vier Klassen und halte dann pro Klasse eine halbstündige Präsentation mit anschließender einstündiger Diskussion. Macht insgesamt 24 mal die gleiche Präsentation. Leider musste ich dem guten Herrn erklären dass ich bei einer Firma angestellt bin und nicht nach Lust und Laune Schüler unterrichten kann, auch wenn das sicher gute PR für meine Firma ist. Letztendlich hat mein Chef mir einen Vormittag dafür freigegeben und es wurde mir gesagt, dass ich in zwei Klassen unterrichten soll.

Also wurde ich an besagtem Vormittag abgeholt und in die Schule gebracht. Dass ein Westler unter Indonesiern allgemein viel Aufmerksamkeit erregt habe ich schon erwähnt. So auch in der Schule. Wann immer ich von Schülern auf dem Pausenhof gesehen wurde gab es drei Reaktionen:

  • das klassische „Hello Misterrr!“ meist mit heftigem Winken verbunden.
  • ungläubiges Staunen mit großen Augen und offenem Mund, dass ein Weißer in der indonesischen Provinz auftaucht.
  • verstohlenes Kichern der Mädchen und manchmal auch neidische Blicke der Jungs.

Ich wurde dann in das erste Klassenzimmer geführt und die die Klasse dort sang mir ein kleines Ständchen in Englisch. Ich bedankte mich herzlich im lokalen Dialekt und die Klasse brach in Begeisterung aus. Leider musste ich dann schon weiter um meinen Vortrag zu halten und so schüttelte ich noch jedem kurz die Hand was einige Mädchen an die Grenze zur Ohnmacht beförderte.

Der Vortrag in den beiden Klassen lief sehr gut, ich erzählte ihnen ein wenig von Europa im allgemeinen und Deutschland im speziellen. Wir redeten über Klischees, das Essen, berühmte Deutsche und Politik und Bildung. Alles in allem hat es sehr viel Spaß gemacht, war aber auch extrem Anstrengend. Den ursprünglichen Plan des Konrektors hätten meine Stimmbänder wohl nicht überlebt.

Zum Schluss wurde ich noch zu einer Diskussion mit dem Lehrerkollegium eingeladen. Der Konrektor jammerte mir vor, dass in einer Woche eine Delegation einer Schule aus Singapur anreist um den englischen Unterricht der Lehrer zu bewerten allerdings seien die Englischkenntnisse seines Kollegiums mehr schlecht als recht. So flehte er mich fast schon an, ob ich nicht ein paar Tips parat habe wie die Lehrer ihren Unterricht auf Englisch halten können und wie sie binnen einer Woche zu fließendem Englisch gelangen.  Nun war ich auch noch ein Bildungsberater. Es spricht nicht für das Bildungssystem in Indonesien wenn ein Außenseiter mit nicht pädagogischem Hintergrund qualifizierter ist als die lokale Lehrerschaft.

Dazu muss man wissen, dass bis vor zehn Jahren keinerlei Qualifikation für den Lehrberuf benötigt wurde. Die Mehrheit der Lehrer ist daher einfach für diesen Beruf ungeeignet. Keine Autorität, leise Stimmen und kaum pädagogische Konzepte. Leider sind die Lehrer dann auch noch sehr schlecht bezahlt und verbessern sich ihr Gehalt dann durch fiktive Abgaben und Kopiergeld über die Schüler.

Ich gab ihnen also eine ganze Stunde lang Tips wie sie ihr eigenes Englisch verbessern können und es auch schaffen, die Schüler mit ihrem Unterricht in den Bann zu ziehen. Allerdings wies ich darauf hin, dass ich für deren Termin auch nicht viel mehr tun könnte, denn Englisch verbessert sich mit der Zeit und nicht über Nacht. In deren Verzweiflung hätte ich ihnen aber so gut wie alles erzählen können, sie hätten es mir wohl geglaubt.

Die Erfahrung war aber eine extrem wertvolle und das Arbeiten mit den indonesischen Schülern und auch das beraten der Lehrer hat mir sehr viel Spaß gemacht.


Zusammenfassung des Novembers

Nachdem schon die ersten Leserbeschwerden eintreffen, setze ich mich mal wieder hin und berichte vom vergangenen Monat.

  • Umweltschutz am Stausee
    Am benachbarten Stausee hat unsere Firma eine kleine Umweltaktion gestartet. Wir rückten dazu an einen sehr vermutzten Uferabschnitt an und versuchten ihn von all dem Müll – die Indonesier schmeißen ja alles überall hin – zu befreien. Leider gingen uns die Müllsäcke aus, so dass wir nicht alles restlos aufsammeln konnten. So wollten wir die Bevölkerung moti- und die örtlichen Behörden alarmieren, doch endlich etwas für ihre Umwelt zu tun. Im Anschluss pflanzen wir als Zeichen der Nachhaltigkeit noch eine kleine Allee und auch ich habe meinen personalisierten Baum bekommen.


  • Das Opferfest
    Wie in allen Islamischen Ländern wird auch in Indonesien das Opferfest gefeiert, welches der höchste Feiertag im islamischen Kalender ist. Dabei wird der versuchten Opferung von Ismael durch Abraham gedacht. Man schlachtet gemeinsam ein paar Schafe, verschenkt 2/3 des Fleischs an Arme und trifft sich dann mit Freunden und Verwandten um den Rest zu Essen. Ich habe mir natürlich alles genau angeschaut und durfte sogar ein ganzes Schaf häuten.

 

  • Reisanbau
    Zu guter Letzt war ich dann noch im Dorf unterwegs und habe den Bewohnern beim Reisanbau zugeschaut. Ich durfte auch selber ein paar Setzlinge in den Schlamm stecken. Aufgrund des Klimas gibt es in Indonesien vier Ernten, jedes durchschnittliche Reisfeld wirft etwa 60 Kg pro Ernte ab. Die Fehlenden Jahreszeiten führen auch dazu, dass Indonesier nicht sparen können. Musste man in Europa die Ernte einlagern um im Winter was zu essen zu haben, ist der Reis in Indonesien eigentlich das ganze Jahr verfügbar. Es besteht also keine Notwendigkeit etwas zurückzulegen. Genauso gehen Indonesier mit Geld um. Kaum haben sie etwas, wird es auch schon wieder ausgegeben.

Weißwurstmoscheeboot

Leider bin ich in letzter Zeit nicht gerade in großer Schreiblaune. Hier eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Dinge des letzten Monats:

Ende September war das Oktoberfest in Jakarta. Zu diesem Anlass wurde eigens eine Musikkapelle aus Garmisch eingeflogen, die dann weiter nach Singapur und Manila getourt ist. Es gab ein reichhaltiges bayrisches Büffet mit Weißwürsten, Brezen, Kartoffelsalat, Schnitzel, Schweinshaxen, Sauerbraten und allem anderen was man sich in der Richtung so vorstellen kann. Am Eingang wurde jedem Besucher ein Krug in die Hand gedrückt, der dann ständig von herumlaufenden Kellnerinen wieder aufgefüllt wurde, sobalt er nicht mehr ganz voll war. Die Stimmung war hervorragend, das Essen auch und wir sind erst gegen 4 Uhr ins Bett. Ich hatte dazu im Hotel in dem das Oktoberfest stattfand das billigste Zimmer reserviert aber aufgrund von gnadenloser Überbelegung wurde mein billig-Zimmer auf die hochklassige Business-Suite upgegraded.

 

An einem anderen Wochenende waren wir noch in Jakarta auf einer Hochzeit eingeladen. Es war wirklich sehr interessant zu sehen, wie die Zeremonie in der Moschee abgehalten wurde. Das Büffet war auch hervorragend.


Vor zwei Wochen war ich noch mit zwei Leuten aus der Firma auf einem kleinen Kurzurlaub. Wir flogen dazu von Jakarta nach Lombok, die Nachbarinsel von Bali. Hier sind die Heerscharen an Touristen bis jetzt ausgeblieben und es ist eine ruhige Alternative zu Bali. Dort verbrachten wir den Abend und rollerten ein wenig mit dem Roller in der Stadt herum, was angesichts des Indonesischen Verkehrs eine ziemliche Gaudi war. Am nächsten Mittag wurden wir mit einem Bus abgeholt und fuhren gemeinsam mit unserer Reisegruppe (zwei Kolleginnen und ich,  drei Langzeitbackpacker aus England und ein Berliner Pärchen auf Urlaub) an die Ostküste der Insel. Dort wartete unser Boot auf uns, der eigentliche Teil des Trips begann.
Von dort aus tuckerten wir drei Tage lang  Richtung Osten. Wir machten Zwischenstopps an vielen kleinen unbewohnten Inseln um dort zu schnorcheln oder kleine Hügel zu beklettern. Zwischendrin haben wir ein paar Fische gefangen, die uns dann als Mittag- oder Abendessen serviert wurden. Ein weiteres Zwischenziel war die insel Komodo auf der die bekannten Komodowarane zu finden sind. Es war wirklich interessant diese bis zu 3 m großen Echsen in echt zu sehen, auch wenn wir insgesamt nur 10 zu Gesicht bekamen. Von einer Nachbarinsel Komodos ging es dann mit dem Flugzeug nach Bali. Dort verbrachten wir den ganzen Tag am Strand, bevor wir wieder dann wieder zurück nach Jakarta flogen.

Gunung Gede

Letztes Wochenende habe wir den Gunung Gede erklommen. Der furchteinflößende Name dieses 2.985 m hohen erloschenen Vulkans kommt aus dem Sundanesischen und bedeutet „hoher Berg“. Die Kreativität der Inonesier erstaunt mich immer wieder aufs neue.

Nach einer rasanten dreistündigen Fahrt in die Berge kamen wir am Nationalpark an. Dort wurde uns dann erklärt, dass wir den Vulkan nur mit einem Guide betreten dürfen. Wir waren uns aber nicht sicher ob es sich hierbei wieder um eine Touristenausbeuteaktion gehandelt hat. Unser Guide war jedenfalls Moslem, was für ihn bedeutete dass er während des Ramadan fasten musste. Zwar darf das Fasten ausgesetzt werden, wenn u.a. dadurch die Ausübung des Berufs verhindert wird, allerdings versuchen sich die meisten Moslems trotzdem „durchzubeißen“. So auch unser Guide und er quälte sich vier Stunden in schwüler Hitze ohne einen Schluck Wasser den Berg hinauf. Jedoch hatte er einen Rucksack voll Fressalien und Wasser dabei, um sich gleich nach Sonnenuntergang den Bauch vollschlagen zu können. Allerdings ging ihm beim vorzeitigen Abstieg mit zwei Anderen dann wohl die Kraft aus, denn trotz Sonnenlicht stürzte er sich auf seinen Rucksack. Wie sich später herausstellte war er auch ein Freund rauchbarer Gräser und als der Rest der Gruppe ins Tal kam, war seine Stimmung bereits sichtlich gelöst und aufgeheitert.

Jedenfalls stiegen wir hauptsächlich über eine Art Steinpfad durch den Dschungel den Vulkan hinauf. Vorbei an Teichen, Wasserfällen und noch mehr Dschungel. Nach einigen Stunden erreichten wir das erste Ziel – die heißen Vulkanquellen. 30-80 °C heißes Wasser floss aus den Felsen, teilweise über kleine Becken den Hang hinunter. Da die Luft auf ca. 2500 m „nur“ noch 18 °C kalt war, stieg von überall dichter Dampf auf. Leider war auch hier noch alles mit dichtem Dschungel bewaldet, so dass wir den Gipfel bis dahin nur vom Fuß des Berges aus sahen.

Da es mittlerweile schon Nachmittag war (die Sonne geht in Indonesien sehr schnell unter), beschloss der Großteil unsere Gruppe nicht weiter aufzusteigen, sondern noch eine Weile an den heißen Quellen zu bleiben. Auch waren die Angaben der Zeit bis zum Gipfel nicht sehr verlässlich (1-3 Stunden) und so war das Risiko zu groß, nachts über das unwegsame Gelände zurückgehen zu müssen. Trotz allem wagten Zwei von uns den Aufstieg auf eigene Gefahr.

Wir ruhten dann noch eine Stunde bei den Quellen und plantschten in warmen Naturwhirlpools aus schwarzem Lavagestein und ließen uns von heißen Vulkanwasserfällen die verspannten Rücken massieren. Anschließend machten wir uns wieder auf ins Tal. Gerade rechtzeitig zu Sonnenuntergang waren wir wieder zurück am Parkplatz. Da wir mit zwei Autos kamen, ließen wir eines für unsere Gipfelstürmer zurück. Wie sich herausstellte war es nur noch eine Stunde zum Gipfel gewesen, allerdings war der Abstieg in der Dunkelheit nicht mehr ganz so einfach. Für uns hatte sich aufgrund der Badeaktion der Aufstieg trotzdem gelohnt und wer weiß, vielleicht packen wir den Gipfel das nächste mal an.

Jatiluhur – der Staudamm

Am Sonntag machten wir einen kleinen Spaziergang zum nahegelegenen Staudamm der unsere Umgebung mit Strom und Wasser versorgt. Wir verließen dazu das Firmengelände durch eine kleine Hintertüre in die Wildnis. Die Sicherheitsleute informierten wir noch über den Zeitpunkt unserer Rückkehr, denn die Hintertüre ist normalerweise abgeschlossen und unbesetzt, die Werksmauer voller Stacheldraht und Glascherben, und der Weg drumherum eindeutig zu lang.

Wir folgten dann in glühend schwüler Hitze unserer Frischwasserpipeline über ein paar Reisfelder zum Fluss und von dort aus gingen wir über ein kleines Dorf und etwas Natur zum Damm. Die Dorfbewohner waren von unserer Durchreise sichtlich angetan, den auch hierhin scheinen sich nicht oft Europäer zu verirren. Sie riefen uns dann ein freundliches „Hello Misterrrrr, Jalan-Jalan?“ („Einen wunderschönen guten Tag, meine Damen und Herren! Machen sie gerade einen Spaziergang?“) zu worauf wir mit einem „Jalan-Jalan!“ („Vielen Dank der Nachfrage und ihnen auch einen wunderschönen guten Tag. Ja, wir machen gerade einen Spaziergang!“) antworteten. „Jalan“ ist das indonesische Wort für „Straße“ und wie man sehen kann ist die indonesische Sprache nicht gerade kompliziert.

Auf dem Weg zum Damm überholten wir dann noch mehreren Grüppchen unbeaufsichtigter Ziegen, die sich offenbar ebenfalls auf einem Sonntagsausflug befanden. Interessanterweise wurden viele Gruppen von einer weißen „Leitziege“ angeführt, welche vermutlich auf der örtlichen Tourismusakademie ausgebildet wurde.
Am Staudamm angekommen, schlupften wir erstmal durch eine große Lücke im „Sicherheitszaun“ um den Damm betreten zu können. Der Damm selbst ist fast genau einen Kilometer lang und staut drei Milliarden Kubikmeter Wasser auf. Auf Höhe der Dammmitte befand sich ein riesiger runder Betongulli im See, durch welche das Wasser in die Turbinen geleitet wurde. Zwar war der Weg dorthin mit einem Gitter versperrt, aber wir sind schließlich in Indonesien und obwohl der Damm als potentielles Ziel für Terroristen eingestuft ist, war das Gitter nicht abgeschlossen und wir konnten den Abflussbau betreten. Keine Sicherheitsleute,  keine richtigen Absperrungen, dafür ein paar Angler die es sich am Wasser gemütlich gemacht hatten.

Der Riesenbetongulli selbst war wirklich sehr interessant. Enorme Mengen Wasser werden durch die 70 m breite Konstruktion in die Tiefe gestrudelt und eine Gischtfontäne schießt in die Höhe, was unter Tags zu einem schönen Regenbogen führt.
Anschließend machten wir uns wieder auf den Heimweg, wobei wir wieder mehreren Spazierziegen begegneten. Als wir ziemlich erschöpft die Hintertür erreichten war – welch Überraschung – kein Mensch da um die Türe aufzuschließen. Schließlich sind wir hier in Indonesien. Aber halb so wild, nach ein paar Telefonaten und 20 Minuten Wartezeit war auch dieses Problem gelöst.

Blick auf die Pipeline Interessanter Wanderweg Ein Boot im Reisfeld. Ziegen auf dem Sonntagsausflug Der Damm vom Fluss aus gesehen. Der Stausee Damm mit Riesenbetongulli Herrlicher Ausblick auf Tal und Fabrik. Riesengulli in Nahaufnahme. Gulli Innenansicht.

Anekdoten:

  • Viele unserer Mitarbeiter glauben, dass im obersten Stockwerk von unserem Werkskraftwerk eine rothaarige Hexe haust, und trauen sich deshalb nachts nicht einmal in dessen Nähe.
  • Ein längjähriger österreichischer Mitarbeiter bereiste einmal abgelegene Inseln. Als er zum ersten mal auf Einheimische traf, rannten diese schreiend in Panik davon. Als er in ein Dorf kam, versammelten sich die Dorfbewohner mit Stöcken und Harken bewaffnet. Als er auf Indonesisch ein Gespräch begann, stellte sich heraus dass er für einen Geist gehalten wurde, der aus dem Meer gestiegen war. Dort wurde offenbar noch nie ein Weißer gesehen.

Die ersten zwei Wochen

Außerhalb des Flughafens erwartete uns die feuchtheiße Luft Indonesiens, allerdings nicht so extrem wie in Singapur. Abends und nach einem Regenschauer kann es hier durchaus angenehm sein. Nur in der Mittagshitze steigen die Temperaturen leicht auf gefühlte 42 °C an.
Es brauchte über eine Stunde bis wir das verkehrsüberladene Jakarta verlassen konnten. Aber aufgrund der Straßenverhältnisse und extrem hohem Verkehrsaufkommen kamen wir auf dem restlichen Weg auch nur mühsam voran. Ungefähr drei Stunden nach der Landung erreichten wir unser neues Zuhause, ein „Dorf“ mit 60.000 Einwohnern. Umgeben von der wilden Landschaft Indonesiens.

Direkt neben der Firma wurde ein kleines „Betriebsdorf“ errichtet, in dem viele der Angestellten untergebracht sind – die „Colony“. Ich wohne mit einem Kollegen in einem kleinen Bungalow mit hervorragender Aussicht auf die Produktionsanlagen. Leider sind die Fenster nur einfach verglast, so dass wir die Produktion rund um die Uhr mit unseren Ohren verfolgen können. Auch werden vereinzelt Abgase in unsere Wohnung geweht, ansonsten ist es aber ganz nett. Besonders der sich von selbst mit Bier auffüllende Kühlschrank und der Wäsche- und Putzservice sollte Erwähnung finden. Aber dies kenne ich bereits von meinem Aufenthalt in China.

Da ich Indonesien ebenfalls schon kenne – von meiner Zeit in Singapur – gab es für mich keine großen Überraschungen. Die Indonesier sind sehr freundlich und hilfsbereit und als Europäer ist man ein heiß begehrtes Fotomotiv, da mancher Indonesier wohl noch nie einen Weißen zu Gesicht bekommen hat. Ich komme mit Land und Leute aber soweit sehr gut klar, trotz der kleineren Problemchen, die man wohl überall hat.

In der Firma gibt es um die 12-15 Österreicher, davon auch ein paar Studenten und wir Neulinge wurden erst einmal zum besten Restaurant der Stadt ausgeführt – zu einem Restaurant in einer Garage. Dort gab es wirklich exzellentes chinesisches Essen und meine kulinarischen Erfahrungen wurden um Froschschenkel erweitert, welche mich an zähes Hünchenfleisch erinnerten.
Auch sonst macht man eigentlich sehr viel gemeinsam, wir spielen mehrmals die Woche Badminton, planschen im Pool oder fahren am Wochenende in der Gegend herum um ein wenig vom Land zu sehen.

Bereits am ersten Wochenende ging es schon auf große Tour. Wir fuhren zum nächsten Badestrand welcher ganze fünf Autostunden entfernt war. Eigentlich sind es nur 40 Kilometer bis zum nächsten Strand, allerdings ist dieser wie die meisten anderen auf Java nicht zum Baden geeignet. Dreck und starke Strömungen sind hierfür die Hauptursache. Nach einer holprigen Fahrt durch schlaglochbefallene „Straßen“ gönnten wir uns erstmal ein wenig Ruhe mit Bier am Strand. Nach dem Abendessen besuchten wir dann noch die sogenannte „Bat Cave“ eine Höhle mit tausenden von Flughunden, die alle pünktlich zum Sonnenuntergang in einer einzigen langen Schlange ausfliegen. Wie die Höhle riecht, beschreibe ich an dieser Stelle lieber nicht.
Am nächsten Tag stand dann noch eine Raftingtour auf einem Dschungelfluss auf dem Programm. Wir wurden auf der Ladefläche eines LKWs zur Einstiegsstelle gefahren was mindestens genauso spannend war wie das Raften selbst. Denn eine Straße mit extremen Steigungen und der Fahrstil des Fahrers machten das ganze zur Achterbahnfahrt.

Letzten Donnerstag flogen wir dann noch für drei Tage nach Singapur um unser neues Visum abzuholen. Nach zwei Jahren Abwesenheit war ich endlich wieder zurück. Ich habe den Aufenthalt natürlich genutzt um sämtliche Leute von damals zu treffen. Ich machte einen Zwischenstopp bei tesa, ging mit meiner damaligen Vermieterin Abendessen, traf eine Freundin die ich im Brauhaus beim Fußballschauen kennen gelernt hatte und spielte mit den Leuten aus der Anglican Church Cricket am Strand. Der Platz würde nicht ausreichen, um zu beschreiben wie es war, die Stadt und all die Leute nach so langer Zeit wieder zu sehen.

Am Samstag Nacht kam ich dann aus Singapur zurück um am Sonntag in der Früh gleich die nächste Tour zu machen. Freizeitstress pur! Wir fuhren 3 Stunden zu einem erloschen Vulkan um den weißen Schwefelsee im Krater anzuschauen. Der Geruch war mir bereits vertraut, den auch bei uns in der Firma werden hin und wieder ein paar Schwefelgase frei…

Gestern war dann noch der Nationalfeiertag Indonesiens, zu dessen feierlicher Zeremonie wir eingeladen wurden. Die indonesischen Mitarbeiter salutierten vor der Flagge, sangen die Nationalhymne und bekamen die Statuten der Republik Indonesien (Pancasila) vorgelesen. In Deutschland undenkbar. Anschließend wurden noch langjährige Mitarbeiter geehrt und solche, die teilweise 15 Jahre ohne Abwesenheitstag gearbeitet haben. Gesellschaftliche Anerkennung ist in Indonesien eines der wichtigsten Motivationsmittel. Zwar war das Ganze an manchen Stellen etwas eintönig, war aber trotzdem eine interessante Lektion über indonesische Kultur.

Anekdoten:

  • In Indonesien kann quasi jeder auf die Straße gehen und den Verkehr regeln. Davon machen auch recht viele Leute Gebrauch, indem sie einfach den Verkehr anhalten um ein anderes Auto einscheren zu lassen – gegen eine kleines Entgelt natürlich. Manch einer verdient so seinen Lebensunterhalt.
  • Beim Einkaufen in einem Kleidergeschäft gibt man seine Ware einem Verkäufer, der einem dafür eine Quittung gibt. Mit dieser Quittung geht man zur Kasse und bezahlt, bekommt dafür eine weitere Quittung mit der man dann schließlich seine Ware beim Verkäufer wieder abholen kann.
  • Nicht weit von der Firma entfernt gibt es eine Puppenfabrik in der ausschließlich Frauen arbeiten. Bei Feierabend, wenn die hübschen Damen in Scharen nach Hause strömen, wird dann die Werkszufahrt von duzenden Jungs auf Motorrollern belagert um entweder die Freundin abzuholen oder um sich eine Freundin zu holen.

Die Reise

Am Vorabend der Abreise hatte ich noch die Möglichkeit, die Hochzeit eines Haldenwanger Freundes in Würzburg zu besuchen. Nach weniger als drei Stunden Schlaf und einer sehr schönen, aber auch anstrengenden Feier ging es dann zum Bahnhof. Von dort ging mein ICE nach Linz, Fahrzeit: vier Stunden. Die Reise begann bereits interessant, denn 30 Minuten nach Abfahrt reiherte ein kleines Mädchen hinter mir voll auf den Boden. Die Sauerei wurde entfernt, der Gestank blieb – was mich aber nicht weiter störte. Bis eine Stunde vor Ankunft eine Reinigungskraft kam und soviel Duftspray verteilte, dass einem hinterher mehr schlecht war, als davor.

Die Fahrt ging durch schönstes Bayernland, durch Nürnberg, Fürth und Passau. Der Himmel war mit flauschigen Wolkenfeldern überzogen. Der Zug fuhr durch schöne Hügellandschaften mit Weizenfeldern. Flachland mit saftigen, grünen Wiesen und knorrigen Kiefernwäldern. Vorbei an Seen, Flüssen und alten Städten. Ein ganz schlechter Zeitpunkt um Goodbye zu Good old Germany zu sagen. In meinem Kopf ging viel vor.

In Wels (20 min vom Flughafen Linz entfernt) stieg ich aus und nahm mir ein Taxi für die restliche Strecke. Wie sich herausstellte, war der Taxifahrer im Hauptberuf Bodyguard. Ausgebildet beim israelischen Geheimdienst Mossad. Dieses kleine, blasse, schmächtige Männlein in seinen Vierzigern, mit großer, leicht vergilbter Brille auf der kleinen Nase ist also eine Tötungsmaschine? „Die Technik macht’s, Kraft spielt keine Rolle“, klärte er mich auf. Er begleitet normalerweise Scheichs, Schauspieler und Diamantenhändler mit mehreren Millionen Euros im Gepäck. Und jetzt mich.
Er erzählte mir auch, er kenne einen Punkt am Oberkörper, bei dem mit einem gezielten Schlag ein Herzstillstand ausgelöst werden kann. Nur verraten durfte er mir es nicht, denn er musste einen Geheimhaltungsvertrag unterschreiben. Nach dieser Fahrt, wie sie sicherer nicht sein hätte können, kam ich am Flughafen Linz an. Dort traf ich meinen Arbeitskollegen und wir traten die Reise an.

Der erste Flug führte uns nach Frankfurt, da Österreich nicht gerade ein Knotenpunkt für internationale Flüge ist. Der geneigte Leser mag sich nun wundern, dass Frankfurt nur eine Zugstunde von Würzburg entfernt ist, ich aber extra vier Stunden von Würzburg nach Linz gefahren bin. Dies hat zwei Gründe. Zum einen, da ich mit meinem Kollegen aus Österreich geflogen bin, und auch am besten in Österreich wieder ankomme. Zum anderen, da man bei mehreren Flügen hintereinander nicht den ersten Flug überspringen kann, da sonst automatisch alle Folgeflüge verfallen.

Nach zwei Stunden zeittotschlagen in Frankfurt bestiegen wir den Flieger nach Singapur. Nach 12 Stunden kamen wir dort an. Eine Stunde Wartezeit bis unser Flieger nach Jakarta ging. Ich beobachtet mein Singapur. Das Singapur-Englisch mit seinem charakteristischen Akzent, die Leute, die sauberen Gebäude und Straßen ließen viele Gedanken aus meiner damaligen Zeit aufkommen. Ich empfand so etwas wie Heimweh und wollte eigentlich gar nicht weiterfliegen, sondern den Flughafen sofort verlassen, um in den Weiten der Stadt zu verschwinden. Aber ich musste weiter.

Der Flug nach Jakarta dauerte eineinhalb Stunden. Ungefähr 10 Minuten von der Landung sprachen mich meine indonesischen Sitznachbarn an. Das Ehepaar kam mit seinen drei Kindern gerade aus Berlin zurück, da eine Pharmafirma den Mann (vermutlich ein Arzt) auf eine Präsentation eingeladen hatte. Sie luden mich gleich zu sich nach Hause ein, welches nur 2-3 Stunden von mir entfernt ist. Zufälligerweise haben sie auch eine Tochter in meinem Alter, welche Medizin studiert (wie imposant!) und vermutlich (und zufälligerweise) noch nicht verheiratet ist…

Wir kamen an und ließen die üblichen Prozeduren über uns ergehen. Auch der Koffer war trotz der vielen Umstiege unbeschadet am Zielort angekommen. Wir sahen unseren Fahrer mit einem Schildchen wedeln und folgten ihm ins Freie…

Das Abenteuer geht weiter

Wenn mir jemand vor ein paar Jahren erzählt hätte, dass ich in meinen Zwanzigern irgendwo in der Welt umherfliege um in „exotischen“ Ländern für längere Zeit zu leben, hätte ich ihn vermutlich für verrückt erklärt.

Mit 22 Jahren, als ich ins Ungewisse nach Singapur (von dem ich damals nicht einmal wusste wo es liegt) aufgebrochen bin, war ich genau einmal geflogen: Bei der Abifahrt in die Türkei. Bis dahin mein weitester Ort weg von Zuhause. Ganze 2.060 km.

Mittlerweile habe ich mit dem Flugzeug die Welt 1,6 mal umrundet und war bis zu 11.800 km weit weg. Ich war in China, Singapur, Malaysia, Kambodscha, Indonesien und Japan.
Habe gelernt Asiaten nach ihrem Aussehen zu unterscheiden. Habe die komischsten Dinge gegessen (Qualle, Hund, Durian, Natto) und viele interessante Menschen getroffen. Ich habe verstanden warum die Chinesen ihre Regierung für gut befinden, warum sich Japaner und Deutsche eigentlich sehr ähnlich sind, und warum Bali einen Besuch wert ist.
Ich habe auf der Chinesischen Mauer die bayerische Flagge geschwenkt, bin durch die Häuserschluchten von Tokio geirrt und habe die mächtigen Tempel von Angkor Wat bestaunt. Ich habe ein Drachenbootrennen gewonnen, in Lederhosen nachts um 2 Uhr in einem Brauhaus Fußball geschaut und wurde von einem japanischen Brutalo-Metaller höflichst gefragt, ob er für mich die Musik in der Hardrock-Bar auf meinen Geschmack ändern soll.
Ich habe gehasst, dass in meiner Wohnung in China im Winter nur 10 Grad herrschten, dass die Singapurianer jeden Spaß für lebensgefährlich erachten und dass mir die Menschen ohne mit der Wimper zu zucken ins Gesicht logen, weil sie ihr Gesicht wahren wollten.
Ich habe gelernt Deutschland zu schätzen. Unsere unübertroffene Vielfalt an ausgezeichnetem Brot. Unsere Effizienz und Direktheit. Unsere Kultur. Unsere wunderschöne Sprache. Die saftig grünen Wiesen des Allgäus im Sommer und das Geräusch von knirschendem Schnee unter den Füßen im Winter.

Während dieser Zeit wurde mir ein Erfahrungsschatz implantiert, den mir keiner mehr nehmen kann. Er beeinflusst mein Sein, Denken und Handeln. Meine Weltsicht hat sich grundlegend verändert.
6,9 Milliarden Menschen die auf einer kleinen Kugel sitzen und mit 107.000 km/h durchs Weltall sausen. Sie leben in irgendeiner Region in irgendeinem Land, irgendeinem Staat, in irgendeinem Dorf oder einer Stadt, in irgendeiner Straße, in irgendeinem Haus. Sprechen ihre Sprache, leben ihre eigene Kultur. Haben ihre eigenen Definitionen von Gesellschaft und Familie. Ihre ganz bestimmten Eigenarten und Verhaltensweisen.
Eine Vielfalt, die mich jedesmal aufs neue Erstaunen lässt.

Das Studium ist mittlerweile beendet und mich hat es als globalen Prozessingenieur nach Oberösterreich verschlagen. Im Rahmen meiner Arbeit geht es jetzt weiter. 6 Monate Indonesien, 6 Monate China, für unbekannte Zeit Indien und dann noch mindestens ein mehrjähriger Aufenthalt in einem dieser Länder.

Haben mich manche nach 6 Monaten Singapur schon kaum wieder erkannt, so wird jetzt erst recht nichts wird mehr so sein, wie es war.

Ende der Reise

Nach fast einem ganzen Jahr im Ausland bin ich also wieder zurück. Schnee und klare kalte Luft haben mich erwartet. Ein schönes Gefühl. Die ersten Tage waren noch vom Kulturrückschock und vom Jetlag gezeichnet, mittlerweile hab ich mich aber wieder ganz gut eingelebt. Nur das Trinken von Grünem Tee kann ich nicht lassen…

Alles in allem kann ich sagen dass es eine unvergessliche Zeit war und ich meinen Horizont extrem erweitern konnte. Wer auch mal ins Ausland will, hier noch ein paar Adressen zur Information:

www.ausgetauscht.de => für Schüler
www.daad.de => Studenten
www.inwent.org => Asien-Programm für Jedermann
www.rausvonzuhaus.de => Allgemeine Informationen
www.englishinbritain.de => hervorragender, kostenloser Sprachschulvermittlungsdienst.

An dieser Stelle noch ein Dankeschön an alle Leser.

Ende

Fortsetzung folgt…

Silvester in China

Die Chinesen sind als Erfinder des Schwarzpulvers ganz verrückt nach Knallerei. Jeden Freitag veranstaltet die Stadt ein riesiges, halbstündiges Feuerwerk am See. Hunderte Leute beobachten dieses Spektakel. Auch Hochzeiten werden am Wochenende mit gurkengroßen Böllern angeschossen. Man hat den Eindruck der Krieg bricht aus. Chinesische Böller sind aufgrund der dortigen (nicht vorhandenen) Vorschriften auch um einiges lauter. Jedesmal wenn die Ballerei vorbei ist, heulen die Autoalarmanlagen und -bewegungsmelder auf den Parkplätzen wild durcheinander.

Deshalb war ich natürlich besonders gespannt auf das Silvesterfeuerwerk. Zwar bedeutet den Chinesen das gregorianische Silvester nicht viel, denn für sie beginnt das neue Jahr nach dem Mondkalender am 26. Januar, aber da hier ja schon zu Weihnachten ein Großfeuerwerk abgebrannt wurde, war ich mir sicher dass man sich auch am 31. die Gelegenheit zum Knallen nicht entgehen lässt.

20.00 Uhr: etwa alle halbe Stunde knallt es draußen. Noch passt alles.

23.35 Uhr: Ich mache mich auf zum See.

23.50 Uhr: Ich bin am See, doch fast allein. Wo sind all die Leute? Ist das Großfeuerwerk in der Innenstadt?

23.55 Uhr: Man hört in der Ferne einen Knall. Vermutlich ein Böller.

24.00 Uhr: Vereinzelt wird irgendwo geschossen. Ich stehe allein an der langen Uferpromenade, kann ein riesiges Areal überblicken und mache vier Stellen aus von denen Feuerwerk aufsteigt.

00.05 Uhr: Irgendwo in der Ferne knallt es noch, Feuerwerk sehe ich keines mehr.

00.10 Uhr: Es ist still geworden.

Ja, äh, das war also Silvester im Land in dem das Schießpulver erfunden wurde! Schwache Leistung Jungs, ganz schwache Leistung! Da müsst ihr wohl noch ein wenig üben.

Auf den Hund gekommen.

Am ersten Dezemberwochenende waren mein Kollege und ich drei Tage in Peking. Hin und zurück ging es mit dem Nachtzug, die Fahrt dauerte 10 Stunden. Bereits am Bahnhof merkte man, dass sich 1,3 Milliarden Menschen in diesem Land tümmeln. Gut tausend Chinesen pferchten sich in die große Halle, darunter viele Wanderarbeiter.  Betreten kann man sie nur wenn man ein Ticket hat. Wie am Flughafen wurde auch das Gepäck durchleuchtet. Unsere Wartehallte fanden wir, indem wir die Chinesischen Zeichen auf unserem Fahrschein mit denen auf der Anzeigetafel verglichen. Brav stellten wir uns an 684. Stelle in die Warteschlange. Es fuhren also noch ein paar andere Leute nach Peking.

Bei der Hinfahrt teilten wir unser Abteil mit zwei Offizieren der Volksbefreiungsarmee. Zu gerne hätte ich mich mit ihnen über ihr Freiheits- und Demokratieverständnis ausgetauscht, doch leider war deren Englisch eher dürftig. Wir vertagten das Ganze also. Nach einem kleinen Weinchen aus dem Bordrestaurant ging es dann auch schon auf die Pritsche.

Gute Freunde...

Gute Freunde…

Am nächsten Morgen fuhren wir gegen sieben Uhr in Peking ein. Das Gewusel nahm auch hier kein Ende. Erster Eindruck von der Stadt: sauberer und moderner als Suzhou. Wir schnappten uns ein Taxi und fuhren gleich zu unserem Hostel um dort unser Gepäck abzuladen und einen Chinesen zu treffen den ich zwar nicht kannte,  der aber eine Weile in Haldenwang (meinem Heimatdorf) gewohnt hatte.

Dieser brachte seine Frau mit und wir fuhren als erstes zum Himmelstempel der in einer großen Parkanlage liegt. Dort versammeln sich geschätzte zehntausend Chinesen (überwiegend Rentner) um Tai Chi zu prakizieren, Mahjong zu spielen oder spontan zu kreischen singen. Auch hier kam man sich vor wie beim Aldi-Ausverkauf.

Himmeltempel

Nächste Stationen waren der Platz des Himmlischen Friedens und natürlich die verbotene Stadt die inzwischen gar nicht mehr so verboten ist, also eigentlich die legale Stadt.  In dieser hauste ja der Kaiser, aber nach ausgiebiger Besichtigung muss ich sagen, dass ich doch ein Allgäuer Berghäusle bevorzugen würde.

Platz des Himmlischen Friedens.Blick auf die verbotene Stadt.

Nach dem wir uns den Sonnenuntergang auf einem Hügel nördlich der verbotenen legalen Stadt angeschaut hatten ging es dann wieder zum Essen mit unserem Chinesen, der diesmal ein paar Freunde mitbrachte. Es gab original knusprig-fettige Pekingente. Diese und die Beilagen waren doch ziemlich lecker. Suzhou scheint wirklich das kulinarische Loch Chinas zu sein. Nachdem wir noch eine Weile in einer der Barstraßen herumschlenderten ging es dann auch schon wieder zurück ins Hostel.

Peking-Ente

Am nächsten Morgen holte uns der Freund unseres Freundes ab und wir schauten uns den Lama Tempel an, den größten tibetischen Tempel in Peking. Hier gab es  nich nur eine 18m hohe Buddha-Statue zu sehen sondern auch bekiffte Mönche, was vermutlich am tonnenweise abgefackelen Räucherwerk lag.

Dann stand der Olympiapark auf dem Programm, zu sehen gab es das Vogelnest-Stadion, die Schwimmhalle und alles drumherum.

Und wieder gingen wir Essen. Wobei ich mich weder für Schafshodenscheiben, noch für Schildkrötensuppe oder Eingeweidesalat erwärmen konnte. War aber sehr lecker.

Jetzt war noch schnell der Sommerpalast der Kaiserin Mutter dran. Auch ein Riesen Palast auf einem riesigen Grundstück. Teilweise hatte man dafür von Hand extra einen See gegraben. Wenn man’s hat…

Zum Abendessen gingen wir ein ein koreanisches Restaurant. Denn zum Essen sollte es was ganz besonderes geben.

Hund

 

 
Der Hauptgang im Rohzustand (geklautes Bild)…

 Hundegeschnetzeltes.

 

 
…und gekocht (eigenes Bild).

 

Ja, wir haben Hundegeschnetzeltes gegessen! Geschmacklich hat es mehr an Schwein erinnert, aber ich habe auch gelesen, dass die delikaten Vorderläufe irgendwo zwischen Kalbsfleisch und Wild angesiedelt sein sollen.

Bevor mich jetzt jemand als herzlosen Hundefresser verteufelt, noch ein paar Fakten:

  • Es werden nur spezielle Fleischhunde gegessen von denen die Koreaner sagen sie seien so dumm, dass sie wirklich nur zum Essen taugen. Man kann ihnen nicht einmal etwas beibringen.
  • Es gibt Restaurants in denen man bestellen kann, wie oft der Hund vor seiner Tötung geschlagen wird. Das ist Tierquälerei und wird auch von meinen chinesischen Freunden verachtet.
  • Nun gut es mag ethisch fragwürdig sein, aber einerseits hasse ich Hunde (ich könnte niemals eine süße Miezekatze essen) und andererseits wird diesere kulinarische Ausflug ein einmaliger gewesen sein.
  • Hund soll (wie fast alles auf chinesischen Speisekarten) sehr gut für die Potenz sein. Der Freund meines Freundes bot mir auch gleich seine Schwester an um die Wirkung überprüfen zu können. Wie nett von ihm. Ich habe dankend abgelehnt.

An dieser Stelle möchte ich noch alle Hunde warnen die hier mitlesen und die darüber nachdenken mich in absehbarer Zukunft durch Bellen, Hundehaufen und Beißen zu belästigen: Überlegt es euch zweimal, ihr wisst jetzt zu was ich fähig bin!

Am nächsten Morgen ging es dann schon um sieben mit dem Bus nach Jinshanling. Dort erwartete uns nach zwei Stunden Fahrt das China-Highlight: Die Chinesische Mauer.

Bei ca.  -10°im Schatten ging es los. Ich war mit langer Unterwäsche bestens vorbereitet. Die Amerikaner allerdings weniger und deshalb machten die Schal-, Handschuh- und Mützenverkäufer ein riesen Geschäft. Wir liefen zuerst vom Tal auf den Hügel auf dem die Mauer verlief. Doch unsere 10-köpfige Gruppe war nicht allein. Weitere 10 Chinesen gesellten sich zu uns und fingen an sich mit uns zu unterhalten, boten sich an ein Foto zu machen oder lächelten einen einfach nur freundlich an. Mir kam das spanisch vor, denn sie wollte uns gar nichts verkaufen.

Auf der Mauer angekommen war dann die Wanderung an der Reihe. Sie dauerte ein paar Stunden und erstreckte sich über mehrere Kilometer. Die Aussicht und natürlich auch die Mauer selbst waren fantastisch. Die Wanderung war aber auch Anstrengend und mit einer kleineren Bergtour vergleichbar. Hin und wieder trafen wir auf Verkäufer die uns durstigen dehydrierten Wanderern Bier und Cola andrehen wollten. Das allerletzte was wir in diesem Moment brauchten.

Auf halber Strecke machten sich dann unsere chinesischen Begleiter ans Werk. Plötzliche wurden die Taschen geöffnet und wir bekamen, Bilderbände, Stofftaschen und T-Shirts angeboten. Und wenn man kein Interesse zeige warfen sie uns gleich vor, dass wir keine guten Freunde seien. Gar nicht so blöd, der vorherige Aufbau einer Kundenbeziehung. Trotzdem kauften wir nichts. So mussten also die Verkäufer (teilweise über 60-Jahre alt) den ganzen anstrengenden Weg zurückgehen. Wir hatten sie schließlich nicht gefragt ob sie mitkommen wollten. Nach weiteren Kilometern und vielen vielen Bildern stiegen wir wir wieder ins Tal und fuhren mit dem Bus zurück nach Peking. Wir waren übrigens die einzige Reisegruppe auf unserem Mauerabschnitt. War ziemlich leer und deshalb auch besonders schön.

Viel Zeit blieb uns dann nicht mehr, wir kehrten noch in ein tibetisches Restaurant ein, fuhren dann zum Bahnhof und machten uns wieder auf nach Suzhou.

Das war’s für heute. Hat diesmal leider etwas länger gedauert, aber der nächste Artikel kommt schon bald.

Ich wünsche all meinen Lesern und treuen Ehrenlesern (Hr. Haisch, Hr. Dr. Stehle und dem jemenitischen Botschafter Lukasar Al-Krupinskari) ein schönes Weihnachtsfest und gesegnete Feiertage!

Hohoho!

Leider hat es etwas gedauert bis ich wieder etwas schreiben konnte. Hier dreht sich seit einer Woche nur noch alles um dieses schreckliche Ereignis. Ich war so frei und habe einen Pressetext kopiert:

In der chinesischen Stadt Suzhou (Provinz Jiangsu) ist am Dienstag ein Sack Basmati-Reis umgefallen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf Parteikreise berichtete, neigte sich das 20-Kilo-Gebinde zunächst fast unmerklich, um dann plump umzukippen. Gefahr für die Bevölkerung bestand nach öffentlichen Angaben zu keiner Zeit. Es wird jedoch vermutet, dass die chinesische Regierung den Vorfall herunterspielt. Gerüchte, dass bei dem Sturz eine trächtige eierlegende Wollmilchsau verletzt wurde, wurden zurückgewiesen.
„Wir haben schon lange mit so einer Situation gerechnet und waren vorbereitet“, so der Vizedirektor der Lebensmittelbehörde, Sheng Fui. Zeugen berichteten von einem fast geräuschlosem Ereignis. Viele von ihnen befinden sich bereits in psychologischer Behandlung. Als die Weltpresse vor Ort eintraf um über das schreckliche Geschehen zu berichten, konnte der umgefallene Sack nicht ausfindig gemacht werden. Politische Beobachter mutmaßen, dass Soldaten der Volksbefreiungsarmee diesen in einer Nacht und Nebel Aktion wieder aufgerichtet haben.
Die Börse reagierte Promt. Der Preis für Basmati-Reis fiel ins Bodenlose. Ob der Zwischenfall von Reisspekulanten inszeniert wurde, ist noch unklar. Der Reisauschuss der Kommunistischen Partei hat inzwischen eine Untersuchungskommission eingerichtet.

Sichuan? Schon mal gehört? Ja richtig, das war doch die chinesische Provinz in der es dieses Jahr ordendlich gebebt hat. Zehntausende Menschen wurden getötet, Millionen odachlos. Glücklicherweise haben die Chili-Stauden das ganze unbeschadet überstanden.

Meine Meinung über das Essen in meiner Region hab ich ja schon in mehreren Artikeln kund getan. Daran hat sich auch zwischenzeitlich nichts geändert. Gestern wurde ich aber eingeladen, mit ein paar Kollegen zu Abend zu essen und eine Bootsfahrt zu machen.

Wir gingen also in ein Restaurant, in dem regionales Essen aus der Provinz Sichuan auf dem Speiseplan stand. Ich hatte ja schon gehört dass dieses Essen sehr würzig sei, war aber dann doch etwas überrascht. Hauptbestandteil eines jeden Gerichts waren nämlich Chilis. Und Hauptbestandteil heißt Hauptbestandteil. Im nachfolgenden Bild mal ein kleiner Eindruck.

chilichicken

Rezept für Sichuan Chili Chicken:
Man nehme ein Halbes Hähnchen und 500g Chilis, lege diese auf ein Hackbrett und zerkleinere sie in kleine Brocken mit dem Hackebeil. Anschließend im Ofen backen und mit Chili, Pfeffer und Tabasco würzen. Fertig – dem Genuss steht nun nichts mehr im Wege.
Die Knochen des Hähnchens geben beim kauen lustige Knurpsgeräusche. Aufgrund der Fieselei sind sie leider unmöglich zu entfernen.

Weitere Gerichte: Chili mit Schweinefleisch, Chili mit Rindfleisch, Chili-Suppe, Chili-Tofu, etc.

Da ich in Singapur schon an scharfes Essen gewöhnt wurde, war es nicht ganz so schlimm. Das Problem war aber, dass meine Nase zu laufen begann und es in China absolut unhöflich ist, sich die Nase zu schneuzen. So saßen also um die zehn Chinesen und ich am Tisch, und zogen abwechselnd und laut den Rotz hoch. Mahlzeit.

Das Essen an sich war aber sehr gut und bis jetzt das Beste, was ich in an chinesischem Essen in China probiert habe.

Sayonara Japan

Am Samstag bin ich noch gemütlich durch die Straßen Tokios geschlendert, vorbei an den Mauern des riesigen Kaiserpalasts und durch die sich färbenden Alleen mehrerer Parks. Am Abend marschierte ich dann mit der Karte in der Hand durch die Gassen, um mein Quartier für diese Nacht zu finden.
Ich ging gerade an einem alten Mann vorbei, der das wohl sah, und mir gleich hinterherschrie, ob er mir helfen könne. „Habla Espanol?“ hat er mich dann auch noch gefragt, aber da er schwerhörig war, ging eh die Hälfte meiner Worte im Nichts unter. Ich fragte ihm also nach dem Weg, doch den wusste er nicht. Aber er bestand darauf mir zu helfen, obwohl mir klar war, dass mich das nur Zeit kosten würde. So war es dann auch, denn der alte Mann tapste in kleinen Schritten vorwärts, sein Herz war nicht mehr das allerjüngste. Er fragte jeden Japaner der unseren Weg kreuzte nach meiner Herberge, doch keiner konnte uns weiterhelfen. Bis wir zu einer art Innenausstatter-Werkstatt kamen, dessen Inhaber uns dann eine Karte kopierte auf der meine Unterkunft eingezeichnet war.

Doch wieder wollte der alte Mann nicht von meiner Seite weichen und fragte trotz Karte jeden Fußgänger nach dem Weg. Mehrmals mussten wir ein kleines Päuschen machen und er hielt sich die Hand an sein Herz. Als er jedoch das Schild meiner Herberge sah, blieb er an der 30m entfernten Ecke stehen und sagte er lässt mich den Rest alleine gehen. Dann stützte er sich an einer Straßenlaterne ab und keuchte und schnaufte. Und das obwohl wir nur einen Meter in zwei Sekunden zurückgelegt hatten. Hoffentlich hat es sein Herz noch bis nach Hause geschafft.

Zum Abendessen gab es dann ein letztes Mal Supermarkt-Sushi und andere Leckereien. Am Sonntag schaute ich mir dann noch die letzten Highlights in Tokio an. Das moderne Shibuya mit all den Reklametafeln und Menschen und den Yoyogi-Park in dem die verrücktesten Leute zu finden waren. Von Männern die in Elvis-Verkleidung zu Rock’n Roll tanzten über einem Weg an dem zig Bands im Abstand von zehn Metern ihre Alben vorstellten, bis hin zu schrill verkleideten Jugendlichen aus dem angrenzenden Harajuku.

Alles in allem ein schöner Abschluss. Jetzt ist erstmal Erholung angesagt, da ich neun Tage lang fast zehn Stunden jeden Tag auf Achse war.

Yokohama

Heute wurde ich also von Hana in Yokohama herumgeführt. Wir schlenderten durch die Gassen und schauten auch in Chinatown vorbei, das hier in Japan chinesischer ist als in China selbst. Immer wieder futterten wir an verschiedenen Ständen japanische Spezialitäten. Auch begegneten uns viele kleine Kinder, die als Bienen, Marienkäfer oder Hexen verkleidet waren. Halloween hat auch hier Einzug gehalten. Mittags ging es dann in ein kleines Restaurant das, wie alles andere hier auch, ausgezeichnet war .

Nachmittags schauten wir noch am Hafen sowie am Geschäftsviertel vorbei. Yokohama ist die zweitgrösste Stadt Japans und geht ohne eigentliche Abgrenzung direkt in Tokio über. Am Abend gab es dann noch ein Abschiedsessen (es gab Fliessband-Sushi), denn morgen fliegt Hana wieder zurück nach Singapur und ich werde die zwei verbleibenden Tage noch Tokyo abgrasen.

Nikko & Kamakura

Die lezten zwei Tage habe ich in Nikko verbracht – einem kleinen Dorf in den japanischen Bergen, etwa zwei Zugstunden nördlich von Tokio. Die bewaldeten Hügel in der Umgebung und die einsetzende Blätterfärbung machten dies zu einer sehr erholsamen Zeit. Da ich nach drei Tagen Tempelsightseeing am Stück etwas Tempelmüde war, bin ich am ersten Tag in die Berge gefahren und dort ein wenig herumgewandert. Dort gab es einen Wasserfall zu sehen, der knapp 100m in die Tiefe rauschte und einen grossen Bergsee, von goldenen Laubbäumen eingerahmt. Ich konnte mich an den schönen Herbstfarben gar nicht genug sattsehen. Den zweiten Tag habe ich dann doch wieder mit Tempel anschauen verbracht, gehören diejenigen in Nikko doch zum Weltkulturerbe.

Heute morgen ging es dann um halb sieben mit dem Zug nach Kamakura, einer kleinen Stadt etwas südich von Tokio. Dort warteten dann Hana, die ich in Singapur kennen gelernt hatte, auf mich. Sie Zeigte mir ein wenig die Stadt und morgen schauen wir uns Yokohama an.

Hier noch ein paar Bildchen von heute:

  

Bild 1: Ich unterhalte mich beim Mittagessen mit einem Japaner auf französisch, da er dachte ich sei Franzose (die in Scharen überall in Japan anzutreffen sind).
Bild 2: Die grosse Daibutsu-Buddha-Statue.
Bild 3: Mit Hana vor dem Abendessen. Es gab leckeren japanischen Nudelsalat.

Kyoto – Tage 2 und 3

Gestern hat es den halben Tag geregnet wie Sau. Vielleicht war das ein Vorteil und die Orte die ich besucht habe waren nicht so ueberlaufen wie sonst.

Als erstes ging es zu einem mehreren Kilometer langen Pfad im Wald. Das besondere daran ist, dass der Pfad eigentlich aus einer Aneinanderreihung von roten Holztoren besteht. Manchmal war der Abstand ein halber Meter, manchmal nur wenige Zentimeter und so war der Wald an sich nicht mehr zu sehen.

Anschliessend bin ich noch mit dem Bus in der Innenstadt herumgegurkst und nach einigem herumgegurkse bin ich dann zu einer Tempelanlage im Osten gefahren. Da es schon daemmerte waere ich beinahe wieder zurueckgefahren, allerdings hatte der Tempel heute ausnahmsweise Nachts geoeffnet. Das war dann noch ein echtes Highlight durch angestrahlte Bambuswaelder und japanische Haeuschen zu laufen. Hunderte Japaner Taten es mir gleich und alle machten mit ihren Handys hervorragende Nachtaufnahmen von der Szenerie…

Zum Abendessen schwebte mir Kobe-Rind vor, da die Stadt Kobe nur ca. eine halbe Stunde entfernt ist und das Fleisch in Deutschland um einiges teurer ist (entgegen des Artikels auf Wikipedia).
Trotzdem kosten 100g des zartesten Fleischs der Welt noch um die 15 Euro. Jedenfalls bin ich in ein spezielles Fleisch-Restaurant gegangen (als einziger Westler) und habe mit Haenden und Fuessen erklaert, was ich gerne haette. Dass mir alle Gaeste dann beim Essen zugeschaut haben war mir fast klar. Und ich gab ihnen auch die Gelegenheit sich zu amuesieren, denn ich hatte das Fleisch dass man haette Roh essen sollen leicht angebraten…
Geschmeck hat es trotzdem hervorragend! Weiss gar nicht wie ich das beschreiben soll. Man haette zwar die Servierte Portion in einem Haps herunterbekommen, aber ich wollte ja geniessen. So hab ich mir dann im Supermarkt noch was kaufen muessen um nicht zu verhungern.

Heute war dann von frueh bis spaet Vollgas-Sightseeing angesagt. Mit dem Bus in alle Ecken der Stadt und mittlerweile habe ich so ziemlich alles besichtigt, was im Ansatz bedeutend ist.

In Japan hat uebrigens fast jeder ueber 80 eine digitale Spiegelreflex und ein Handy. Manche Autos sind zum Fernsehempfang ausgeruestet und der Busfahrer bedankt sich bei den Fahrgaesten fuers mitfahren. Aber die Liste der Verruecktheiten hier ist zu lang um sie alle aufzufuehren.

Morgen geht es dann in aller Frueh wieder nach Tokio und von dort aus nach Nikko einer Perle der Natur. Ein japanisches Sprichword besagt: „Sage nie praechtig, bevor du nicht Nikko gesehen hast.“

Dann bin ich ja mal gespannt!

Kyoto Tag 1

Zu meiner Nacht im Kapselhotel: Ich habe hervorragend geschlafen. Ich musste zwar leicht schraeg liegen, da ich dann doch angestossen bin, aber es war sehr komfortabel. Ausschlafen konnte ich leider nicht, ich bin um 5 Uhr aufgestanden und dann Richtung Bahnhof gelaufen. Zahlreiche betrunkene Geschaeftsmaenner und -frauen liefen mir ueber den Weg. Vom Bahnhof nahm ich dann den Shinkansen nach Kyoto. 300km/h Reisegeschwindigkeit und Neigetechnik zu erfahren war schon sehr interessant.

In Kyoto bin ich dann gleich nach der Ankunft bis zum Sonnenuntergang auf einer Tempelanlage die Stadt abgelatscht und habe viele Tempel und Gaerten besichtigt. Das Essen hier ist sehr lecker, aber ich kann leider nicht nach Karte bestellen sondern bekomme oft was mehr oder weniger zufaelliges vorgesetzt.

Mein Quartier fuer die naechsten drei Tage ist das Gojo Guest House – eine Jugendherberge im japanischen Stil. Hier schlaeft man noch auf Reismatten am Boden in einem Raum mit Schiebetueren und -fenstern aus Holz und Seidenpapier. Mein Zimmer teilte ich mit einem Italiener, einem Israeli und einem in Hong-Kong geborenen Kanadier namens Guy. Er sah aus wie Anfang 30, war aber schon 46, war aber auch jugendlich angezogen. Mit ihm bin ich dann noch ein wenig um die Haeuser gezogen bis wir eine schnucklige Bar namens „Jam House“ gefunden hatten.

Sie war auf ca. 15 Leute ausgelegt und hatte ein wunderschoenes Ambiente. Ueberhall hingen Gitarren und alte Schallplatten an den Waenden. Es lief Hardrock aus den 70ern und ein schwarz angezogener, langhaariger, grosser Kerl fragte uns beim Betreten ob er denn die Musik wechseln soll. NIEMALS koennte man sich diese Szene in Deutschland vorstellen. Die Japaner sind einfach ein respektvolles und hoefliches Volk. Bier kostet hier fast 5 Euro pro Halbe. Insgesamt ist das Leben hier sehr viel teurer als in Deutschland.

Spaeter betrat dann auch noch ein 50-60 Jahre alter Japaner die Bar und lauschte der Musik. Nach dem Bezahlen noch fuenf mal verbeugt und zehn mal bedankt und schon konnten wir den Heimweg antreten.